So wuchs der Berufsbildungsverband der Versicherungswirtschaft
Neuer Direktor
Nach 30 Jahren VBV überträgt Matthias Stettler im April 2019 die Führung Jürg Zellweger, einem profunden Kenner der Schweizer Bildungspolitik.
Jürg Zellweger war zehn Jahre Mitglied der Geschäftsleitung Leiter des Ressorts Bildung, berufliche Aus- und Weiterbildung des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes (SAV). Er vertrat den SAV in dieser Funktion in zahlreichen Gremien und Institutionen mit bildungspolitischem Bezug und ist ein nachweislich profunder Kenner der schweizerischen Bildungslandschaft.
Nationale und internationale Netzwerke
In den vergangen 20 Jahren hat sich der VBV auf verschiedenen Plattformen einen Namen als Veranstalter. Organisator und Netzwerker gemacht. So war z.B. anfänglich die STAPA eine Möglichkeit, die eigenen Produkte vorzustellen. Heute ist es ein wichtiger Netzwerk-Fixpunkt für alle im Versicherungsbereich Tätigen.
Der VBV erhält bei der Durchführung der Kurse und Prüfungen tatkräftige Unterstützung aus dem Miliz-Netzwerk. Die Fachleute bilden das Fundament der Organisation. Im Newsletter sowie auf den Social-Media-Kanälen startet der VBV im 2019 eine Kampagne wo die Geschichten und Erfolgserlebnisse dieser Personen erzählt werden.
Die Weiterbildung im Bereich Bachelor- und Master-Lehrgänge haben zu Kooperationen mit der AKAD und der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW geführt.
Im internationalen Bereich ist der VBV ein wichtiges Mitglied der Europäischen Konferenz der Berufsbildungsorganisationen der Versicherungswirtschaft (EIET) oder der European Financial Certification Organisation
Cicero
Eine ganz andere Entwicklung bringt 2015 die Einführung von Cicero, dem Qualitätslabel aller Dienstleister im Versicherungsbereich. Es garantiert mit einem Zertifikat, das die Versicherungsvermittler sowohl in der Aus- wie der Weiterbildung das vom VBV definierte Qualitätsniveau vorweisen können.
Cicero ist die antizipierte Anforderung auf eine gesetzliche Regelung, die kommen wird.
Attraktive Assekuranz
Damit die Position der Assekuranz auch zukünftig gesichert ist, braucht es interessierte und engagierte Nachwuchstalente.So entstehen in den 2010er-Jahren diverse digitale Kanäle, die sich gezielt an die Jugend richten.
Unter Mitwirkung des VBV lanciert der SVV (Schweizerische Versicherungsverband) verschiedene Projekte:
- startsmart.tv (2014)
- share your risk (2018)
Der Aufbau von digitalen Kanälen
Die digitale Welt braucht neue Kommunikationskanäle. Parallel zur analogen Welt der Lehrbücher werden die digitalen Kanäle zur Vorbereitung und Vermittlung der Lerninhalte immer wichtiger. So können in den ersten beiden Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts einige Projekte im Zusammenhang mit der Digitalisierung erfolgreich realisiert werden. Dazu gehören die verbandseigene Website, attraktive Learning-Management-Systeme sowie interessante Web Based Trainings (WBT).
Neuausrichtung
Nach der Auflösung des BVF steht eine totale Restrukturierung der höheren Berufsqualifikation in der Versicherungswirtschaft an. Es werden eine neue Berufsprüfung eingeführt und die höhere Fachschule Versicherung gegründet. Unter dem Motto «Lead VBV» zentralisiert der VBV im Interesse der Qualitätssicherung die gesamte Ausbildung. Durch die Einführung eines Lernmanagement-Systems wird die Ausbildung ausschliesslich durch den VBV gesteuert.
BVF: Eine erfolgreiche Idee, aber...
Modulare Ausbildung
Das modulare Ausbildungskonzept überzeugt. Am 2. Juni 1999 wird die «Schweizerische Trägerschaft für Berufs- und höhere Fachprüfungen in Bank, Versicherung und Finanzplanung BVF» gegründet. Zehn Jahre lang wird dieses modulare Prüfungssystem im Finanzsektor sehr erfolgreich sein. Der VBV übernimmt dabei eine führende Rolle.
Das Geschäftsmodell der All-Finanz kann sich im Markt jedoch nicht etablieren. Das damit verbundene Prüfungssystem wird darum aufgelöst.
Vom Verwalter zum Akteur
Als der Verband 1989 Matthias Stettler als Sekretär des VBV einstellt, erhält er diesen Auftrag: «Ich musste aus einer Prüfungsorganisation eine Bildungsorganisation machen.» Im Vordergrund steht die Regelung des Lehrlingswesens, vor allem im Bereich der kaufmännischen Grundbildung. Als Konsequenz aus dem dritten Berufsbildungsgesetzes wird das zweistufige Qualifikationssystem mit Berufs- und höherer Fachprüfung eingeführt. Später werden neue Berufsbilder, wie z.B. der «Vermittler», hinzukommen.
Ende der 1990er-Jahre thront ein Thema zuoberst auf der Liste aller Finanzdienstleister: «All-Finanz». Es ist eine Idee mit Wurzeln in den USA. Der Grundgedanke ist, dass alle, die irgendwie mit Geldtransfer zu tun haben, z.B. Banken oder Versicherungen, in Zukunft alle Finanzgeschäfte aus einer Hand anbieten können. All-in-One ist das Stichwort. Zusammenarbeit im Bildungsbereich ist angesagt, also setzen sich Vertreter von Banken, Versicherungen und Finanzplaner zusammen.
6. Juni 1979: Die Gründung des VBV
1979 werden die Kommissionen für die Prüfungen und für die Berufsbildung in die «Vereinigung für Berufsbildung der schweizerischen Versicherungswirtschaft» (VBV) zusammengeführt.
Sie koordiniert sowohl die Erstellung der Lehrinhalte und Leitfäden für die zukünftigen Versicherungsberufe als auch die Ausbildung der Lehrpersonen und der Experten. Sie organisiert, zusammen mit Partnern wie dem Kaufmännischen Verband, die Unterrichtslektionen und die abschliessenden Prüfungen.
Alles Wissen wird innerhalb des brancheneigenen Milizsystems vermittelt und geprüft; Fachleute aus dem Versicherungsalltag geben ihr Wissen weiter. Sie sind als Dozenten und Experten auch verpflichtet, ihren eigenen Wissenshorizont stetig zu vergrössern.
Die Organisation wächst
Um Talenten aus kaufmännischen oder finanztechnischen Branchen einen Quereinstieg in die Versicherungsbranche zu ermöglichen wurden immer wieder Ausbildungs- und Diplombrücken zu anderen Berufsgattungen erstellt. Um die höhere Ausbildung
zu gewährleisten wurde 1959 die «Schweizerische Kommission für die Berufsbildung im privaten Versicherungsgewerbe» gegründet. Sie war zuständig für die Erarbeitung der Lehrmittel und die Koordination der Ausbildung.
Steigende Anforderungen
Mit jeder neuen Prüfungsrunde werden Defizite in der Vorbereitung sichtbar. Es fehlen verbindliche Lehrmittel und pädagogisch geschulte Ausbildner. Auch die Experten müssen sich einen gemeinsamen Prüfungsraster erarbeiten und diesen ständig à jour halten.
Mit dem Wirtschaftswachstum nach dem Zweiten Weltkrieg wachsen die rechtlichen und fachtechnischen Anforderungen. Die Reglemente werden laufend angepasst und immer umfangreicher.
Erstes Reglement
Das erste Reglement wird 1937 definiert, die ersten Kurse in Zusammenarbeit mit den Schulen des Kaufmännischen Vereins angeboten. Der zu lernende Stoff ist eine Ansammlung von Stichworten.
Grundstein
Das erste Bundesgesetz über die berufliche Ausbildung tritt am 1. Januar 1933 in Kraft. Im gleichen Jahr wird der Zentralverband der Versicherungs-Generalagenten gegründet. Zusammen mit Vertretern der Direktorenkonferenz der Versicherungsgesellschaften und dem Rektor der Kaufmännischen Berufsschule Bern werden in den ersten Jahren eine Prüfungspraxis erarbeitet.
Das Versicherungswesen wird von Mathematikern, Ökonomen und Juristen bestimmt. Sie definieren die Produkte. «Wer das Produkt verkaufte und die Schadensfälle erledigte, war nicht geregelt. Das konnten Leute aus allen Berufsgattungen sein, am ehesten aus dem kaufmännischen Bereich», erzählt der langjährige VBV-Direktor Matthias Stettler später.
Die Aufgabe des Verbandes besteht in den Anfängen also vor allem darin, eine Regelung der Berufsqualifikation mit eidgenössischen Prüfungen zu erarbeiten. Indirekt wird dadurch auch das Image des Versicherungsbeamten verbessert.
Lernen, lehren und wagen
Ab 1930 macht sich die Eidgenossenschaft daran, die berufliche Ausbildung gesetzlich zu regeln. Was als Schweizerischer Zentralverband der Versicherungs-Generalagenten beginnt, wird zum Berufsbildungsverband der Versicherungswirtschaft werden. Der Name wird sich über die Zeit mehrfach ändern. Bleiben werden die Selbstverantwortung der Branche durch ihr stabiles Milizsystem und die Hauptaufgabe: Qualitätsförderung und Qualitätssicherung in allen Versicherungsberufen.