28. Juni 2022 | Menschen | Autor: Markus Zäch

Manager im «Moment of truth»: Der Ortsleiter

Markus Zaech - VBV - Berufsbildungsverband der Versicherungswirtschaft

Markus Zäch ist Ortsleiter für den VBV und an der Akademie St. Gallen Produktverantwortlicher für eine Reihe von Lehrgängen sowie Dozent für Versicherungsfachleute im Fach «Persönliches Management». Seine Passion ist es, Wissen und Erfahrung weiterzugeben. «Ich empfinde es als Privileg», sagt er, «Menschen auf ihrem beruflichen Weg begleiten zu dürfen.» An dieser Stelle lassen wir ihn selber seine Motivation beschreiben, von Erfahrungen erzählen und seine Einschätzung zu dieser anspruchsvollen Aufgabe teilen.

Zuerst ein paar Angaben zu meiner Person, damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben. Ich bin 56 Jahre alt, verheiratet und habe zwei erwachsene Töchter. Zu Hause bin ich in Eggersriet, einige Fahrminuten östlich von St. Gallen.

Seit mehr als fünf Jahren arbeite ich an der Akademie St. Gallen, was mir sehr viel Freude bereitet. Mein Aufgabengebiet ist vielfältig: Als Produktverantwortlicher bin ich für Lehrgänge im Bereich des Rechnungswesens, Treuhand und Versicherungen, vom Sachbearbeiter über den Fachausweis bis zur höheren Fachprüfung zuständig. Zudem unterrichte ich in den Themenfeldern Agile Führung, Projektmanagement, Operations Controlling und Supply Chain. Innerhalb der Organisation erfülle ich eine Reihe operativer Aufgaben wie das Debitoren- und Kreditorenmanagement, Controlling sowie Qualitätsmanagement.

Der besondere Reiz der Aufgabe liegt darin, die Teilnehmenden so vorzubereiten, dass sie ihre Leistung an der Prüfung optimal abrufen können.

Da ich an der Akademie St. Gallen die Versicherungsfachleute im Fach «persönliches Management» unterrichte, sehe ich «meine» Teilnehmenden wieder an den Modulprüfungen, welche wir bei uns im Haus durchführen.

Für mich liegt der besondere Reiz darin, die Teilnehmenden umfassend auf die Prüfung vorzubereiten, sodass diese ihre Leistung am Tag der Prüfung optimal abrufen können. Dazu gehört, dass sie dort vertraute Personen, Infrastruktur und eingespielte Abläufe antreffen. Intern arbeiten wir seit mehreren Jahren mit den gleichen Prüfungsaufsichten und haben jede Aufgabe doppelt abgedeckt. Dies war in den vergangenen zwei Jahren ein Vorteil, konnten wir doch damit auf alle Herausforderungen rasch reagieren.

Der schönste Moment für mich ist, wenn wir die Teilnehmenden nach der erfolgreichen Prüfung zu einem Abschlussessen einladen dürfen. Wenn ich sehe, wie sie sich in den vergangenen Semestern weiterentwickelt haben, in der Erscheinung, in der Selbstsicherheit und auch als Persönlichkeit, freut mich dies sehr. Meine Doppelrolle als Dozierender und Ortsleiter ist deshalb faszinierend und zufriedenstellend.

Weil die Prüfungen immer sehr gut geplant und vorbereitet sind, gibt es an diesem Tag wenig Überraschungen.

Unsere Mitarbeiterin Beatrice Keller reserviert die Räumlichkeiten und koordiniert die Prüfungsaufsichten. Meine Aufgabe ist es, an den Informationen mit allen Ortsleitern teilzunehmen und eine funktionierende Informatikumgebung bereitzustellen. Nach den Prüfungen gebe ich jeweils dem VBV eine Rückmeldung zum Ablauf. Das Besondere an den Prüfungen des VBV: Weil sich alle Beteiligten gut kennen, sind die Abläufe und Prozesse eingespielt. Wir schätzen es sehr, dass uns der VBV laufend informiert und die Prüfungen immer sehr gut vorbereitet.

An der Prüfung selber ist sicher die Startphase ein kritischer Moment, bis sich alle Prüfungsteilnehmenden erfolgreich eingeloggt haben und die Prüfung läuft. Eine Störung wäre zu diesem Zeitpunkt sehr ärgerlich. Ich würde es sehr bedauern, wenn deswegen jemand den Fokus oder die Konzentration verlieren würde. Glücklicherweise ist dies in den letzten Jahren nie vorgekommen. Für den Fall der Fälle sind wir jedoch ausgezeichnet vernetzt und können adäquat reagieren, weil es zusätzlich einen Plan B und einen Plan C gibt, auf die ich hier jedoch nicht eingehen möchte.

Als Ortsleiter brauche ich nicht nur organisatorische, sondern auch soziale Fähigkeiten

Vor der Prüfung versuchen wir, durch Berücksichtigung möglicher Risiken Fehler zu vermeiden und auf jede weitere Situation eine Lösung zu haben, und am Prüfungstag sind wir selbstverständlich organisatorisch bestmöglich vorbereitet. 

Das Wichtigste scheint mir jedoch, dass wir den Teilnehmenden das Gefühl geben, einen guten Tag zu haben und damit einen kleinen, aber wichtigen Beitrag für eine erfolgreiche Prüfung zu leisten. Deswegen lege ich viel Wert auf einige persönliche Worte, bevor die Prüfung startet. Nach der Prüfung verabschieden wir die Teilnehmenden und bereiten alles für die nächste Prüfung vor. Wenn sich Teilnehmende noch mit mir austauschen möchten, nehme ich mir gerne Zeit und höre aufmerksam zu.

Prüfungen sind eine ernste Sache, aber…

Es gibt tatsächlich auch lustige Momente an Prüfungen – wenn auch nur wenige. Vor zwei Jahren zum Beispiel war ich mal einige Stunden Besitzer einer Luxusuhr, die jemand beim Zusammenpacken vergessen hatte. Obwohl wir die Uhr sicher verwahrt hatten, kam der Teilnehmende diese sofort abholen.

Das lustigste Erlebnis war dasjenige, als ein Teilnehmender nach den Modulprüfungen einen Telefonanruf von einem «Herrn Keller vom VBV» erhielt, der ihm mitteilte, dass seine Prüfungen leider aufgrund eines Fehlers nicht richtig ausgewertet werden konnten und er diese am nächsten Tag in Bern (!) wiederholen müsse. Es stellte sich während des Anrufs heraus, dass seine Arbeitskollegen den Spassanruf beim Lokalradio FM1 veranlasst hatten. Die Reaktion des Teilnehmenden war unglaublich ehrlich und authentisch. Die Erleichterung bei der Auflösung ebenfalls. Die Situation zaubert mir heute noch ein Lächeln ins Gesicht.