03. September 2023 | Menschen

Wenn sich Mitarbeitende entwickeln, entwickelt sich auch die Organisation

CSS Zimmernann Pandolfo - VBV - Berufsbildungsverband der Versicherungswirtschaft

Zwei Profis im Gespräch: Wenn es um Mitarbeiterentwicklung geht, sind Daniel Zimmermann (links im Bild) und Vito Pandolfo ein eingespieltes Team. Daniel Zimmermann führt das Personalwesen der CSS seit 2016, Vito Pandolfo leitet die Abteilung Learning der CSS seit 2007. Wir haben die beiden gefragt, was in ihrem Unternehmen in Sachen Rekrutierung und Entwicklung wichtig ist und was sie bei ihren eigenen Weiterbildungen in den Fokus stellen.

Welche Fähigkeiten und Qualifikationen sollten zukünftige Mitarbeitende mitbringen? Worauf achten Sie besonders bei der Rekrutierung?

Daniel Zimmermann: Nebst den fachlichen Kompetenzen achten wir insbesondere auf die «Soft Skills». Dazu gehören fachübergreifende Kompetenzen auf der persönlichen Ebene: Neugierde, Selbstreflexion, Vertrauen, ethisches Verhalten und Verantwortungsbewusstsein. Auf der sozialen Ebene handelt es sich um Empathie, Teamfähigkeit, Kundenorientierung und Beziehungsgestaltung. Und auf der methodischen Ebene sind es Resilienz, Selbstmanagement und Auffassungsgabe. Ergänzend dazu werden die digitalen Kompetenzen immer wichtiger, beispielsweise der kompetente Umgang mit den gängigen Computerprogrammen, Datenmanagement etc. Es ist uns ein besonderes Anliegen, im Rekrutierungsprozess den Menschen ganzheitlich zu betrachten.

Welche Weiterbildungen sind aus Ihrer Sicht wichtig, und welche Skills sind im Fokus?

Vito Pandolfo: Die CSS legt grossen Wert auf die Aus- und Weiterbildung ihrer rund 2700 Mitarbeitenden sowie mehr als 100 Lernenden, Praktikantinnen und Praktikanten in drei Sprachregionen. Ein für uns entwickeltes Kompetenzmodell legt die Basis für das umfassende Weiterbildungsangebot. Das Modell orientiert sich an digitalen, nicht-digitalen Grundkompetenzen und konzernspezifischen Lerninhalten.

Seit 2019 können sich unsere Mitarbeitenden mit den digitalen Lernplattformen «Cosmos of Learning» und «Elever-App» vielseitig und eigeninitiativ weiterbilden. Wir vermitteln zudem in Form von Webinaren (hybrid oder aufgezeichnet) laufend Wissen zu aktuellen Themen. Die CSS bot 2022 über 200 Webinare an, die mehr als 8000 Teilnehmende erreicht haben. Ergänzend dazu können die Mitarbeitenden mit der Lern-App Elever ihr Wissen zu CSS-spezifischen Themen auffrischen und verankern oder im Team Quizze lösen und tolle Preise gewinnen. 

Nebst dem selbstständigen Lernen erhalten die Mitarbeitenden auch Weiterbildungen auf ihre Tätigkeit zugeschnitten: Produktschulungen, Verkaufs- und Telefontrainings, Führungskurse und mehr. 2023 hat die CSS den eLearning Award in der Kategorie «Digitale Kompetenzen» erhalten. Dies ist eine wichtige Bestätigung für unser Engagement im Bereich digitales Lernen; darauf sind wir stolz.

Wie unterstützen Sie Mitarbeitende während der Weiterbildung, wie messen Sie ihre Fortschritte?

VP: Wir investieren ganz gezielt in den Weiterbildungsbereich. Deshalb sind wir am Fortschritt und an der Lernkurve unserer Mitarbeitenden sehr interessiert. Weniger im Sinn einer Kontrolle oder Abfrage, sondern vielmehr mit dem Hintergrund, dass die Weiterbildung unbedingt zielführend sein soll. Je nach Format führen wir freiwillige Befragungen oder obligatorische Lernkontrollen durch, um ein Stimmungsbild zu erhalten, das uns zur Weiterentwicklung der Formate dient. Bei den obligatorischen Seminaren, Lernmodulen oder Lehrgängen überprüfen wir das erlangte Wissen und die erworbenen Fähigkeiten mithilfe von integrierten Lernkontrollen und Abschlusstests. Auf Wunsch werden Weiterbildungsprogramme für einzelne Konzernbereiche oder Abteilungen erarbeitet, und wir beraten Mitarbeitende, um eine für sie adäquate Aus- oder Weiterbildung zu finden.

Wie ist das «Talent Management» bei der CSS aufgebaut? Stichworte Karriereplanung, Förderung von Mitarbeitenden, Zukunftsperspektiven.

DZ: Wir sind überzeugt von modularen, individuellen Entwicklungspfaden. Dieser Prozess beginnt, wenn wir diejenigen Mitarbeitenden, welche ein Potenzial haben, frühzeitig erkennen. Zu diesem Zweck führen wir in der CSS regelmässig Potenzialdialoge durch: Begleitete Dialog-Gefässe, in denen Mitarbeitende mit einem hohen Entwicklungspotenzial im Leitungsteam reflektiert werden. So können wir die Entwicklungswege unserer Mitarbeitenden breiter und übergreifender denken und ihnen Perspektiven bieten. Beispielsweise konnte eine Mitarbeiterin nach verschiedenen Stationen in der Vertriebssteuerung eine auf zwei Jahre angelegte Talent-Stelle der internen Revision besetzen. Durch dieses Programm kann sie sich nun Kompetenzen aneignen, um anschliessend eine anspruchsvolle Führungsaufgabe innerhalb der CSS zu übernehmen. Das sind für uns erfolgreich genutzte Chancen.

Was raten Sie Mitarbeitenden in Sachen Weiterbildung?

VP: Vor vier Jahren hat die CSS das Versprechen des lebenslangen Lernens unterzeichnet. Mit der Unterzeichnung der Charta und dem Einhalten des Versprechens bei DigitalSwitzerland setzte die CSS ein Zeichen für ihre Mitarbeitenden. In der Zwischenzeit haben sich die Themen Digitalisierung, Transformation oder Fachkräftemangel nochmals akzentuiert. Für uns ist es wichtig, dass die Mitarbeitenden kontinuierlich in ihre berufliche Weiterbildung investieren. Dies ist ein zentraler Schlüssel, um mit den Anforderungen und Veränderungen in der Versicherungsbranche Schritt zu halten. Indem die Mitarbeitenden ihre Fähigkeiten und Kenntnisse erweitern, erhöhen sie nicht nur ihre eigenen beruflichen Chancen, sondern tragen auch zur Entwicklung ihrer Organisation bei.

Welche Weiterbildungen haben Sie selber absolviert, wie haben Sie diese Zeit erlebt?

VP: Ich bin überzeugt vom individuellen und interessensbezogenen Lernen. Selber habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich, wenn mich ein Thema wirklich interessiert, mich intensiv damit auseinandersetze und zu lernen beginne. Im Team und auch bei meinem eigenen Lernen halte ich mich gerne an das Sprichwort von Antoine de Saint-Exupéry: «Wenn du ein Schiff bauen willst, beginne nicht damit, Holz zusammenzusuchen, Bretter zu schneiden und die Arbeit zu verteilen, sondern erwecke in den Herzen der Menschen die Sehnsucht nach dem grossen und schönen Meer.»

DZ: Ich bin überzeugt von den digitalen Möglichkeiten, da mir das zeit- und ortsunabhängige Lernen Flexibilität ermöglicht. Als besonders wertvoll erachte ich aber unverändert Lerngefässe, die vom persönlichen Austausch geprägt sind. So engagiere ich mich in verschiedenen Fachzirkeln, die mir viel Inspiration geben und meinen Horizont immer wieder erweitern.